Die zehn Legal Design-Prinzipien

Urteilen Sie nicht sofort

Urteilen Sie nicht sofort

Vermeiden Sie ein vorschnelles Urteil über sich und andere.

 

Ein kritischer Kopf, dem auch der kleinste Fehler nicht entgeht – kommt Ihnen das bekannt vor? Nicht umsonst stehen Juristinnen dafür, sich mit Adleraugen durch Stapel von Akten und Fakten zu kämpfen und innerhalb kürzester Zeit Schwachpunkte, Grenzen und Fehler zu identifizieren – in dieser Fähigkeit liegt ihre Hauptkompetenz. Gleichzeitig kann dieser kritische Blick aber auch zu einer verengten Sichtweise und mangelnden Bereitschaft führen, sich auf neue Wege und Ideen einzulassen.

Warum ist das so? Der Haken an dieser Haltung ist, dass Juristen eher darauf fixiert sind, die Probleme einer Fragestellung aufzuspüren, also zu beleuchten, warum etwas nicht funktioniert – statt sich anzusehen, warum oder wie es eben doch funktionieren könnte. Häufig werden an sich gute Ideen in juristischen Organisationen daher wieder verworfen, bevor sie überhaupt die Chance haben, ausgearbeitet zu werden und sich zu bewähren.

Das klassische juristische Umfeld ist eher kreativitätsfeindlich.

Die meisten Juristinnen arbeiten auch heute noch in einem eher traditionellen Umfeld, das nicht gerade mit Kreativität und Experimentierfreude assoziiert wird. Es herrschen eher eine gewisse Angst vor Fehlern und das Bestreben vor, Risiken zu mindern und zu vermeiden, wo immer es geht. Juristische Lösungen sollen ja auch bestenfalls unanfechtbar sein und dem jeweiligen Gesetz lückenlos standhalten – für die präzise Ausarbeitung werden Juristen schließlich bezahlt. Ungenauigkeiten sind mit hohen Kosten verbunden und können schwerwiegende Konsequenzen, wie die Haftung Einzelner oder ganzer Firmen, nach sich ziehen. Um das zu vermeiden, sind rechtlich wasserdichte Lösungen also unabdingbar. 

Vor diesem Hintergrund sind die Bedenken gegenüber nicht perfekten Lösungen und Ideen nur verständlich. Und das sei hier schon einmal erwähnt: An dem Ziel, rechtlich fundierte Lösungen zu erbringen, will die Legal
Design-Methode auch gar nicht rütteln. Im Gegenteil: Legal Design verbindet gleichrangig profunden Rechtsrat mit den Möglichkeiten des Designs. Dennoch bieten ungewöhnliche, vielleicht noch nicht perfekte Ideen in Wahrheit ungeheure Chancen. Machen Sie sich also frei von Ihrem strengen Urteil über sich und andere. Erst dann werden Sie verstehen, welche Chancen Legal Design als Trial-and-Error-Methode für Juristen bereithält.

Legal Design ist am besten in einer Umgebung möglich, in der statt Rechtfertigung und Verurteilung Offenheit gegenüber neuen Gedanken, Vorschlägen und Empfehlungen herrscht. Das geht jedoch nur, wenn sich alle mit ihrem Urteil zurückhalten – mit dem über andere wie auch über sich selbst.

Bitte beachten Sie:
Wenn Sie unseren Text oder Teile davon in irgendeiner Weise verwenden, müssen Sie Das Legal Design Buch und uns, die Autorinnen Meera Klemola und Astrid Kohlmeier, als Informationsquelle angeben.

Eine neue Perspektive auf die Arbeit im Recht

Dieses Buch ist Pflichtlektüre für alle praktizierenden Juristen, die Themen wie Innovation, Digitalisierung und Vereinfachung praxisnah angehen wollen und dabei den Mandanten in den Mittelpunkt aller Untersuchungen stellen – für zeitgemäße und nützliche Rechtsdienstleistungen.

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