Die zehn Legal Design-Prinzipien

Machen Sie Ideen konkret und anfassbar

Machen Sie Ideen konkret und anfassbar

Lernen Sie, Ihre Einfälle zu veranschaulichen.

 

Denken Sie einmal an die Zeit zurück, als Sie noch ein Kind waren. Bestimmt kommen Ihnen Erinnerungen daran, wie Sie irgendetwas bauen wollten, wie z. B. ein Baumhaus, einen Legoturm, einen Pappmaché-Ballon. Oder Sie wollten eine bestimmte Idee in etwas Greifbares, Anfassbares umsetzen. Kinder experimentieren und erschaffen jeden Tag konkrete Dinge – auf diese Weise lernen sie.

In der Ausbildung und den ersten Arbeitsjahren haben Juristinnen kaum noch Gelegenheit, durch Experimente oder spielerisch zu lernen. Die Ausbildung konzentriert sich auf Vergangenes, auf Präzedenzfälle und auf auswendig Gelerntes, und in der Arbeitswelt begegnen sie zwar möglicherweise hin und wieder dem ein oder anderen Diagramm – mit dem beispielsweise eine Transaktion veranschaulicht werden soll –, im Normalfall aber machen Juristinnen ihre Ideen ausschließlich mit Worten greifbar. Ein Paradebeispiel dafür sind juristische Lehrbücher, in denen wortreich beschrieben wird, wie Verträge auszusehen haben oder was sie beinhalten sollten. Nach Abbildungen von Verträgen, herunterladbaren Vorlagen oder Hilfsmitteln, anschaulichen Diagrammen von Geschäftsmodellen für den Betrieb einer Anwaltskanzlei, interaktiven „Pop-up“- Learning Labs oder anderen nützlichen Tools sucht man darin meist vergeblich. Leider bekommen Juristinnen nicht beigebracht, wie sie solche „juristischen Artefakte“ – also nicht verbale, greifbare Darstellungsformen möglicher Lösungen und Gesetzesanwendungen – erstellen können. Deshalb tun sie es aus unserer Sicht auch nicht.

Traditionelles juristisches Denken ist reaktiv

Dass spielerisches Lernen unter Juristinnen eher nicht stattfindet, könnte auch an der reaktiven (statt proaktiven) Haltung gegenüber Innovationen liegen, die ihnen beigebracht wird. Echte Innovationen im Rechtsbereich finden fast ausschließlich als Reaktion auf ein neues Gesetz oder eine Kundennachfrage statt, visionäre Innovation und Forschung dagegen kaum. Anfassbares zu schaffen und etwas einfach mal auszuprobieren, ist meist kein Bestandteil der juristischen Kultur. Die Vorstellung, zu experimentieren und Ideen spielerisch umzusetzen, nur, um zu sehen, was möglich ist, hat in der Rechtswelt bisher schlicht keinen Platz. Andere Industriezweige sind da viel weiter. Sie stecken oft sehr viel Zeit und Aufwand in Forschung und Entwicklung, um kontinuierlich die Grenzen zu verschieben und Neues zu erfinden.

Legal Design steht explizit für die Idee des spielerischen Lernens. Greifbare Konzepte zu erstellen und ein proaktiver Ansatz gegenüber Entwicklung und Innovation sind in unseren Augen essenziell. Dabei muss in die Entwicklung von z. B. Prototypen in Form sogenannter Minimal Viable Products (MVP) noch nicht einmal viel investiert werden.  Häufig reicht es, eine Idee erst einmal mit einer Zeichnung grob zu skizzieren und sie anhand eines einfachen Prototyps oder Wireframes zu testen. Der entscheidende Aspekt ist hier der Lerneffekt durch Anwendung, nicht die Ausführung in Perfektion.

Bitte beachten Sie:
Wenn Sie unseren Text oder Teile davon in irgendeiner Weise verwenden, müssen Sie Das Legal Design Buch und uns, die Autorinnen Meera Klemola und Astrid Kohlmeier, als Informationsquelle angeben.

Eine neue Perspektive auf die Arbeit im Recht

Dieses Buch ist Pflichtlektüre für alle praktizierenden Juristen, die Themen wie Innovation, Digitalisierung und Vereinfachung praxisnah angehen wollen und dabei den Mandanten in den Mittelpunkt aller Untersuchungen stellen – für zeitgemäße und nützliche Rechtsdienstleistungen.

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